Das Echte Labkraut (Galium verum) ist nah mit dem Waldmeister und entfernt mit dem Kaffee verwandt. Es ist ein echter Hitzeheld und Sonnenanbeter, in der Natur begegnet man ihm auf trockenen Wiesen, an Wegrändern und in lichten Wäldern. Es verträgt auch nährstoffarmen Boden. Die Blätter und Stängel des Liebfrauenbettstroh sind leicht klebrig. Wie? Noch nie gehört? Zugegeben, der Name mutet merkwürdig an. Doch wie so oft verrät er uns etwas über die Denk- und Lebensweise unserer Vorfahren. Der Name ist der ursprünglich gebräuchliche, doch unter dem Begriff Frauen verstanden unsere germanischen Vorfahren, nicht das weibliche Geschlecht, sondern es ist der alte schwache Genitiv der Einzahl (mittelhochdeutsch: frowen). Und als die "Eine" galt den Germanen Freia, Göttin der Liebe und Schützerin von Ehe und Geburt. Dieser Göttin war Galium verum besonders heilig. So galt, nach altem Volksglauben, ein Bündel aus Echtem Labkraut-Stroh in die Wiege von Säuglingen gelegt, als Mittel gegen Krämpfe und Zauberei. Auch werdenden Müttern wurde ein solches Bündel zur Erleichterung ins Bett gelegt. Das später aufkommende Christentum tat sich schwer mit solchen Bräuchen. So wurden im Jahre 734 in einem eigens abgehaltenen Konzil dreißig altgermanisch-heidnische Bräuche zu Unsitten erklärt, darunter auch jener Neunzehnte: "Von dem Strohbündel". Vom alten Brauchtum ließ sich das Volk jedoch kaum abbringen und so wurde das Strohbündel kurzer Hand umgewidmet und fortan der weiblichen Lichtgestalt des neuen Glaubens, der Jungfrau Maria, geweiht. Muttergottesbettstroh wird das Echte Labkraut seither auch genannt. Neue Legenden entstanden: So soll das Bettstroh des Jesukindes aus Labkraut gewesen sein, weil der Esel es nicht fressen wollte. Wie man es auch immer nennen möchte, das Echte Labkraut ist eine wahre Bereicherung für den Naturgarten und perfekt für eine Wildwiese oder für die Anlage eines Kräuterrasens. Aber auch im sonnigen Staudenbeet macht sich Galium verum gut, sollte hier aber besser eine Rhizomsperre erhalten, denn es breitet sich über Ausläufer aus. Das Echte Labkraut ist zudem eine wichtige Raupenfutterpflanze für mindestens 15 verschiedene Schmetterlingsarten, darunter der hübsche Purpurbär (Diacrisia purpurata(), der stark gefährdete Braunweiße Labkrautspanner (Epirrhoe pupillata ) und der vom Aussterben bedrohte Schwarzgefleckte Bär (Chelis maculosa ). Die gelben Blüten verströmen einen mild süßen Duft und locken Wildbienen an, darunter auch die stark gefährdete und sehr seltene Lasioglossum convexiusculum, glücklich wer diese pelzigen, kleinen, stachellosen Wesen in seinem Garten entdeckt! In der Küche sind die Blüten eine hübsche Dekoration für Speisen, bringen süßliches Aroma in Getränke und können zu Gelee und Sirup verarbeitet werden. Der heute gebräuchliche deutsche Name verrät eine weitere Eigenschaft der Pflanze: Das Echte Labkraut enthält das Enzym Lab, das auch im Kälbermagen vorkommt und zur Käseherstellung verwendet werden kann. Übrigens geht auch der wissenschaftliche Gattungsname auf diese Verwendung zurück und zeigt wie alt diese Technik bereits ist, denn schon Dioskurides benutzte das Wort "gálion" von "gála" für Milch (vgl. Galaxie = Milchstraße), für diese Pflanze. Für die Herstellung von englischem Chesterkäse wird das Kraut noch heute genutzt. Die Farbstoffe der Blüten geben dem Chesterkäse seine gelblich-orange Farbe und sind verantwortlich für den besonderen Geschmack. Für einen Liter Milch werden etwa zwei bis drei Zweige des Labkrauts benötigt. Die Wurzeln enthalten einen roten Farbstoff, der früher zur Färbung von Textilien genutzt wurde. Die Blüten färben gelb. Das zur Blütezeit gesammelte Kraut von Galium verum wurde auch in der Volksmedizin als harntreibendes Mittel bei geschwollen Knöcheln und entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege verwendet. Äußerlich sollte es bei schlecht heilenden Wunden helfen.