Hänge-Birke

Ein eleganter sommergrüner Baum, mit hängenden zarten Ästen, der in den gemäßigten und subarktischen Regionen der gesamten Nordhalbkugel wild vorkommt. Ihr schlanker, eleganter Wuchs, ihre weiße Borke und ihr zartes Frühjahrsgrün machen die Hänge-Birke zum Frühjahrssymbol. In Skandinavien und in Russland hat sie im Volksbrauchtum eine ähnliche Rolle wie die Linde und die Eiche in Deutschland. Im Jahr 2000 wurde sie zum Baum des Jahres ernannt. In der freien Natur wird die Hänge-Birke schonmal 15 bis 20 Meter hoch und kommt gerne als Pionierbaum auf Waldschlägen, Heiden und Ödflächen vor. Diese heimische Birke kommt daher auch mit Trockenstress sehr gut zurecht. Ja sogar für Intensivbegrünungen von Dächern ab 80-120 cm Wurzelraumdicke eignet sie sich. Im Alter bildet sie eine schirmartige Krone. Als Gartenform wird sie häufig veredelt und als Stämmchen gepfropft angeboten. Allgemein brauchen Birken viel Licht, sind aber ansonsten anspruchslos und vertragen die meisten Gartenböden. Veredelungen benötigen als Flachwurzler hingegen in der oberen Bodenschicht ausreichend Feuchtigkeit. Entsprechend viel Wasser entziehen größere, ältere Exemplare dem Boden. Die Hänge-Birke selbst bildet ein nicht sehr tiefgehendes, aber dichtes Herzwurzelsystem. In Anbetracht der Klimaveränderungen lohnt es sich daher beim Kauf die Unterlage zu erfragen. Der Standort unterhalb von Birken ist schwer zu bepflanzen. Hier empfehlen sich Gräser und Stauden, die den trockenen Schatten bevorzugen, zum Beispiel das Japanische Hakongras Hakonechloa macra. Hänge-Birken wirken nicht nur am schönsten, wenn man sie solitär pflanzt, es ist für andere Gehölze sogar von Nachteil sie zu nah an eine Hänge-Birke zu pflanzen. Denn sie hat eine aggressive Technik entwickelt, um sich in der Konkurrenz um das Sonnenlicht gegen andere Baumarten durchzusetzen: Die durch den Korkwarzenbesatz wie Schleifpapier wirkenden, schlaff hängenden Zweiglein schleifen bei Windeinwirkung stetig und effektiv regelrechte Schneisen in die Baumkronen dicht benachbart stehender Bäume. Betula pendula ist eine wertvolle Nutz- und Heilpflanze mit langer Tradition. Es heißt sie habe nicht nur einem Gefangenen, in sibirischen Konzentrationslagern, das Leben gerettet. Im Frühjahr wird durch Anbohren der Stämme ein Blutungssaft gewonnen, aus dem Haarwasser und Birkenwein hergestellt wird. Aus der Rinde lässt sich Birkenteer herstellen, der als Pix Betulinae gegen Hautkrankheiten und als Juchtenöl zur Behandlung von Leder eingesetzt wird. Bei weiterer Destillation entsteht Birkenpech, welches in früheren Zeiten (seit der Altsteinzeit bis ins Mittelalter) als universell verwendbarer Klebstoff diente. Aber nicht nur der Mensch, auch die Tierwelt profitiert von einer Hänge-Birke: Fast 500 Arten konnten in Deutschland auf ihr nachgewiesen werden, davon 106 Käfer, 140 Groß- und 105 Kleinschmetterlingsarten. 133 Arten sind mehr oder weniger stark auf die Birke spezialisiert. Eine spezialisierte Käferart ist z. B. der Birken-Blattroller (Deporaus betulae), der den vorderen Teil der Blattspreite in ein kunstvolles, tütenförmiges „Päckchen“ umbaut, in das er seine Eier ablegt.