Gagelstrauch

Der Gagelstrauch ist ein heimisches Moorgehölz. Wer auf der Suche nach einem kleinen Strauch für einen sauren und feuchten Standort ist, liegt beim Gagelstrauch goldrichtig! Der Gagelstrauch ist eine wertvolle Schmetterlingspflanze, da sich die Raupen einiger seltener Schmetterlingsarten wie der Wolfsmilch-Rindeneule, dem Rotrandbär und dem Heidespanner von den Blättern ernähren. Der ausgesprochen zierende Strauch, eignet sich aber nicht nur für Naturgärten, dies beweist der Queen Mother's Memorial Garden, hier wurde die typisch schottische Pflanze im Zentrum als Heckenlabyrinth eingesetzt. Der Gagelstrauch ist außerdem eine sehr alte Nutzpflanze, archäologische Analysen konnten zeigen, dass er bereits um 1500 v. Chr. auf dem Gebiet Dänemarks zum Bierbrauen verwendet wurde. Diese Art "Grutbiere" wurden bis ins 15. Jhd. auch bei uns gebraut. Viele Familiennamen leiten sich von diesen Bierbrauern ab. Seit dem 12. Jhd. sind verschiedene Brauordnungen belegt. 1381 verbot der Erzbischof von Köln, der ein Monopol auf Grut besaß, sogar das Brauen und die Einfuhr von Hopfenbier. Ganz im Gegensatz zu Bayern, wo ab ca. 1447 nur noch mit Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden durfte. Daraus entwickelte sich zunächst das "Münchener Reinheitsgebot" und später das "Deutsche Reinheitsgebot". Was dem Grutbier ein Ende setzte. Daneben fand der Gagelstrauch als Gerbe- und Färbemittel und als Insektenrepellent Verwendung. Das Öl ist auch heute noch Bestandteil bestimmter Kräuterliköre und des in Dänemark beliebten Porsesnaps. Sogar Kerzenwachs wurde aus ihm gewonnen. Myrica gale kann auch als heimischer Lorbeer bezeichnet werden, die Blätter dienten zur Aromatisierung von Suppen und Saucen. Gagel spielt in der heuti­gen Küche kaum noch eine Rolle, ob­wohl man ihn in alter­­tüm­lichen Rezepten aus Nord­frankreich, Schweden und Britan­nien ge­legent­lich noch findet. In der Ver­gangen­heit boten die duf­tenden Blätter jedoch auch jenen, die sich teure impor­tierte Gewürze nicht leisten konnten, eine Mög­lich­keit, ihre täg­liche Nahrung zu ver­feinern. Ent­sprechend wurde er von der Land­bevölke­rung Mittel- und Nord­europas gerne genutzt. In Deutschland steht der aromatisch duftende Kleinstrauch leider auf der Roten Liste gefährdeter Arten.