Spanischer Fingerhut

Digitalis obscura, auch als Spanischer Fingerhut bekannt, ist eine seltene und außergewöhnliche Fingerhut-Art, die in mediterranen Gebirgs-Regionen auf der Iberischen Halbinsel und in Marokko beheimatet ist. Diese besondere Art unterscheidet sich von den allseits bekannten, aufrecht wachsenden Fingerhüten (wie Digitalis purpurea) dadurch, dass sie ein Halbstrauch ist. Sie entwickelt einen buschigen Wuchs und bildet mit der Zeit einen verholzten Stamm. Die Triebe sind purpurn überlaufen und die Blätter sind dunkelgrün und länglich. Die älteren, unteren Blätter neigen dazu, sich zurückzubiegen und färben sich rötlich bis bräunlich. Die Blüten von Digitalis obscura sind kleiner als die von Digitalis purpurea, ähnlich wie bei Digitalis lutea. Sie beeindrucken jedoch durch ihre ungewöhnliche Farbgebung in warmen Tönen von Orange bis Lachs. Das Artepitheton "obscura" bedeutet "dunkel" oder "finster" und bezieht sich auf den dunklen, fast geheimnisvoll gefärbten Schlund der Kronröhre. Die Blüten von Digitalis obscura zeigen Hinweise auf ornithophile Bestäubung (Bestäubung durch Vögel), ähnlich wie die Blüten einiger kanarischer Fingerhüte. Die kräftigen, warmen Farbtöne der Blüten und der tiefe, röhrenförmige Aufbau deuten darauf hin, dass sie gelegentlich auch von Vögeln besucht werden, die auf die Suche nach Nektar gehen. Zudem ist der Spanische Fingerhut bei Bienen und Hummeln beliebt und bietet Insekten eine wertvolle Nahrungsquelle. Die Blütezeit erstreckt sich an den natürlichen Standorten von April bis Juli, während sie in mitteleuropäischen Gärten meist von Juni bis September blüht. Digitalis obscura ist in unseren Gärten eine Rarität und stellt mit ihrem exotischen Aussehen und ihrer einzigartigen Blütenfarbe einen besonderen Blickfang dar. Sie eignet sich hervorragend für sonnige bis halbschattige Standorte in durchlässigen, steinigen und kalkhaltigen Böden, wie sie auch in ihrer natürlichen Umgebung zu finden sind. Da die Pflanze keine Winternässe verträgt, ist in mitteleuropäischen Gärten ein geschützter Standort wichtig. Ein kleines Dach aus Plexiglas oder eine ähnliche Schutzmaßnahme kann helfen, die empfindlichen Wurzeln vor zu viel Feuchtigkeit zu bewahren. Aufgrund ihrer mediterranen Herkunft ist der Spanische Fingerhut frostempfindlich, besonders in jungen Jahren. Sobald er sich jedoch etabliert hat, zeigt er eine gewisse Winterhärte. Ein leichter Winterschutz, etwa eine Abdeckung mit Laub oder Reisig, ist dennoch ratsam. Wie alle Fingerhüte ist Digitalis obscura hochgiftig. Der Verzehr aller Pflanzenteile ist gefährlich und kann zu schweren Vergiftungen führen. Beim Umgang mit dieser Pflanze sollten stets Gartenhandschuhe getragen werden, um den direkten Kontakt zu vermeiden.